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Gendern und SEO: Wie passt das zusammen?

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Hanna Driever

Während noch vor 5 Jahren geschlechterneutrale Sprache ein Thema unter Linguisten war, so dringt das Thema genderneutrale Sprache immer weiter in die Mitte der Gesellschaft vor.

In dem Moment, in dem sich die Sprache der Menschen zu wandeln beginnt, ändert sich nicht nur die gesprochene Spracheƒ, d.h. die Oralität, sondern auch sukzessiv die Schriftsprache, d.h. die Literalität der Menschen. Aus Sicht der Suchmaschinenoptimierung stellt sich an diesem Punkte die Frage, wie sich das Suchverhalten von Nutzer:innen bisher beschreiben lässt und wie es sich mit weiter fortschreitendem Wandel der Sprache zukünftig verändern wird. Unweigerlich damit verbunden ist aus Sicht von SEO-Expert:innen, wie Suchmaschinen mit genderneutraler Sprache umgehen. Der folgende Beitrag geht der Frage nach, wie Gendern und SEO funktionieren oder funktionieren kann.

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Wir streben mit unseren Überlegungen nicht an zu beurteilen, welche Sprachvarianten richtig und zu verwenden sind. Ziel des Beitrags ist lediglich die Betrachtung des Themas aus fachlicher Sicht der Suchmaschinenoptimierung.

Was ist Gendern?

Bei der Genderlinguistik handelt es sich um eine noch recht junge Teildisziplin innerhalb der Sprachwissenschaft. Was linguistisch-empirisch aktuell noch wenig erforscht ist, wird gesellschaftspolitisch seit einigen Jahren stark diskutiert.
Wenn Gendern in Gesprächen zum Thema wird, dann wird oftmals die Diskussion um das generische Maskulinum in den Fokus gerückt. Doch was bedeutet Gendern wirklich?

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Screenshot Google Trends: "Gendern" - Interesse im zeitlichen Verlauf

Gendern ist ein Begriff, der sich auf die Berücksichtigung von Geschlechterdiversität und -inklusion bezieht. Im SEO-Kontext bedeutet dies, dass Webseiteninhalte auf eine Weise geschrieben werden, die gleichberechtigte und inklusive Sprache verwendet und dafür sorgt, dass alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen werden.

Eine Berücksichtigung von Geschlechterdiversität und -inklusion kann auf verschiedene Arten in SEO-Maßnahmen umgesetzt werden. Zum Beispiel können Meta-Tags und Titel auf eine Weise geschrieben werden, die nicht nur ein bestimmtes Geschlecht anspricht. Auch der Inhalt einer Webseite kann auf eine inklusive Weise geschrieben werden, indem beispielsweise auf geschlechtsneutrale Begriffe zurückgegriffen wird.

Insgesamt kann die Berücksichtigung von Geschlechterdiversität und -inklusion im SEO-Kontext dazu beitragen, dass Webseiten für ein breiteres Publikum attraktiv und zugänglich sind. Auf diese Weise können Webseiten-Betreiber:innen nicht nur ihre Suchmaschinen-Rankings verbessern, sondern auch dazu beitragen, eine inklusive und diversitätsbewusste Online-Umgebung zu schaffen.

Wie kann man Gendern?

Gendern kann man auf unterschiedlichste Art und Weise. So gibt es Gendervarianten, die im gewöhnlichen Gebrauch gesprochener und geschriebener Sprache kaum auffallen.
Wieder andere Varianten sind vor nicht allzu langer Zeit im Sprachgebrauch aufgetaucht und verkörpern für viele Menschen den Sprachwandel wie kaum ein anderes sprachliches Phänomen.

Die unterschiedlichen Gendervarianten mit entsprechenden Beispielen sind hier zu finden:

Bezeichnung
Schreibweise
Binnen-I
SEO ManagerIn
Schrägstrich
SEO Manager/in
Paarform
SEO Manager & SEO Managerin
Doppelpunkt
SEO Manager:in
Unterstrich
SEO Manager_in
Gender-Sternchen
SEO Manager*in
Mediopunkt
SEOManager·in
Punkt
SEO Manager.in
Einfaches Kodierungszeichen
SEO Manager’in
Die Frage, welche Genderschreibweise die richtige ist, wird viel diskutiert, steht in diesem Beitrag allerdings nicht im Fokus. Der vorliegende Beitrag soll lediglich betrachten wie das derzeitige Suchverhalten der Nutzer:innen aussieht, wie Suchmaschinen bei der Verarbeitung von Suchanfragen in gendergerechten Schreibweisen vorgehen und welche Auswirkungen dieses auf Indexierung, Sichtbarkeit und Auffindbarkeit in den SERPs (Suchergebnisseiten) hat.

Zusammenfassend lässt sich bis hierher festhalten, dass es unterschiedliche Möglichkeiten der gendersensiblen Sprache gibt. Neben den diversen Genderzeichen wie dem Doppelpunkt, gibt es die Neutralisierung (z. B. Studierende) sowie die Feminisierung (Studenten und Studentinnen).

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Genderbewusstsein in der Gesellschaft – und in Suchmaschinen?

Wie eingangs durch den Auszug aus Google Trends (siehe Abbildung 1) verdeutlicht wurde, dringt das Thema Gendern zunehmend vor in das Bewusstsein der Gesellschaft. In dem Moment, in dem ein solches Thema in der breiteren Masse der Gesellschaft einen Raum einnimmt, kann sich auch die Sprache ändern. Gesprochene Sprache und geschriebene Sprache unterscheiden sich ohnehin von Natur aus.

Die Oralität (gesprochene Sprache) und auch die Literalität (geschriebene Sprache) stehen immer in Bezug zueinander. Moderne Gesellschaften sind stark schriftlich geprägt. Dort wo sich die mündliche Sprache der Menschen also zu ändern beginnt, ändert sich auch die schriftliche Sprache, in der Menschen ihre Lebensrealität zum Ausdruck bringen. Ändert sich also die Lebenswelt der Menschen, z. B. dadurch, dass Gendern zunehmend in das Bewusstsein rückt, so ändert sich langfristig ggfs. auch die Sprache (mündlich wie schriftlich).

Tipp: Nicht immer findet man auf Anhieb die korrekten, gendergerechten Schreibweisen. Du möchtest auf Nummer sicher gehen? Dann findest du im Genderwörterbuch geschicktgendern.de zu vielen Wörten die richtigen gendergerechten Schreibweisen.

Suchverhalten der Nutzer:innen

Eine der wichtigsten Bestrebungen des Suchmaschinen-Riesen ist es, den Nutzer:innen die für sie wirklich relevanten Suchergebnisse zu liefern. Wie kann das gelingen? Die Suchmaschine betrachtet dabei, wie Menschen suchen. Das Suchverhalten korreliert mit der Lebensrealität der Menschen. Betrachtet man, wie die Lebensrealität der Nutzer:innen aussieht und wie Menschen suchen, stellen wir fest, dass Nutzer:innen trotz steigendem Bewusstsein für gendergerechte Sprache doch überwiegend in der jeweils maskulinen Form suchen.

Schauen wir uns einige Beispiele an:

Angenommen du hast einen Hund bekommen und suchst für die ersten Impfungen nach einem Tierarzt. Du wirst voraussichtlich nach der männlichen Form “Tierarzt” suchen und nicht nach “Tierärztin”.

Monatlich wird die Suchanfrage “Tierarzt” in Deutschland durchschnittlich 468.000 mal gesucht (Stand 2023).

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Die Suchanfrage “Tierärztin” hingegen wird monatlich im Durchschnitt in Deutschland nur rund 5.700 mal gesucht (Stand 2023).

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Die genannten Ausführungen beziehen sich auf Daten aus dem Mangools KWFinder. Dieser bildet das Suchvolumen jeweils für die männliche und weibliche Form ab. Es gibt auch andere Tools, die keine geschlechtsspezifischen Angaben zum Suchvolumen darstellen.

Schauen wir einmal in die Suchergebnisse:

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Für die Suchanfrage “Tierärztin” zeigen die SERPs zunächst die “Ergebnisse finden auf”-Box, gefolgt von dem Local Map Pack.

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Es folgt die Integration der ähnlichen Fragen. Erst dann erscheinen organische Suchergebnisse. Wir sehen hier anhand der ausgespielten Title-Tags, dass es Seiten gibt, die nur auf die männliche Form optimiert sind, sowie Seiten, die nur auf die weibliche Form optimiert sind. Weiterhin finden wir aber auch Ergebnisse, die im Titel sowohl die männliche als auch die weibliche Form enthalten. Die Google-Suche ergibt ca. 7,69 Mio. Ergebnisse.

Betrachten wir nun die Suchergebnisse für die explizit männliche Form “Tierarzt”, zeigt sich ein grundsätzlich ähnlicher Aufbau der SERPs. Zunächst erscheint wieder die “Ergebnisse finden auf”-Box, gefolgt vom Local Map Pack und der Integration der ähnlichen Fragen. Erst dann folgen die organischen Ergebnisse. Zudem ergibt die Google Suche nach “Tierarzt” ca. 30,6 Mio. Ergebnisse.

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Die organischen Ergebnisse bei der explizit männlichen Suchanfrage “Tierarzt”, zeigen dann anhand der Title-Tag, dass in den Ergebnissen immer ausschließlich die männliche Form im Titel steht.

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Ein weiteres interessantes Beispiel ist die Suche nach “Tischler”, bzw. “Tischlerin”.

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Die Suchanfrage in der femininen Form ergibt hingegen 1.200.000

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Für die männliche Form liegen somit 12 Millionen mehr Ergebnisse im Index vor als für die feminine Form.

Betrachtet man dazu die Suchvolumina beider Suchanfragen, zeigt sich folgendes Bild.

Tischler = 43.100
Tischlerin = 530

Interessant ist bei den Suchanfragen “Tischler” und “Tischlerin” der unterschiedliche Aufbau der Suchergebnisseite.

Die Suche nach der männlichen Form “Tischler” zeigt folgende SERP:

gendern_seo_screenshot_serp_tischler

Zunächst erscheint die “Ergebnisse finden auf”-Box, dann erscheinen das Local Map Pack und die ähnlichen Fragen.

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Auf die ähnlichen Fragen folgen die organischen Ergebnisse und Bildintegrationen aus der vertikalen Suche. Nur zwei der Ergebnisse zeigen im Title-Tag die Angabe auf die männliche und weibliche Form. Inhaltlich finden sich hier Steckbriefe des Berufs, Ausbildungsinformationen oder Ergebnisse, die auf “Tischler + Ortsangabe” optimiert sind.

Die Suchergebnisseite für die weibliche Form “Tischlerin” ist wie folgt aufgebaut.

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Die Seite beginnt mit einem organischen Ergebnis zu Berufsinformationen, gefolgt von der Integration der ähnlichen Fragen. Es folgen weitere organische Ergebnisse zu beruflichen Steckbriefe und Jobportalen. Ein organisches Ergebnis ist explizit auf die weibliche Form optimiert. Es handelt sich dabei um eine weiblich geführte Möbel-und Bautischlerei, die explizit auf die weibliche Form optimiert ist.

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Wie geht die Suchmaschine mit weiblichen und männlichen Suchanfragen um?

Bei den genannten Beispielen (Tischler / Tischlerin und Tierarzt / Tierärztin) und bei vielen anderen Tests, zeigt sich, dass für die jeweils weibliche Form oft deutlich weniger Seiten indexiert sind.

Auffällig ist zudem, dass Google bei einigen weiblichen Suchanfragen folgenden Hinweis auf die Inkludierung männlicher Ergebnisse in den SERPs anzeigt:

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Weiterhin zeigen sich oft bei der Suche nach weiblichen Formen Erklärung der Wortbedeutung in Form einer Wörterbuch-Integration:

Die Suche nach “Gynäkologin” zeigt die Wörterbuch-Integration:

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Die SERP bei der Suche nach der männlichen Form hingegen beginnt direkt mit der “Ergebnisse finden auf”-Box, gefolgt vom Local Map Pack.

Google Webmaster John Mueller erklärt in einer Google SEO Sprechstunde im Juni 2021, wie die Entwicklungen in Bezug auf inklusive Sprache im Hause Google vorangehen. Explizit geht er dabei auf den Umgang mit Gender-Doppelpunkt oder Gendersternchen ein. Mueller erklärt im Juni 2021, dass die Verwendung des Doppelpunkts oder des Sternchens keine Nachteile in der organischen Suche haben sollte:

[...] Mit einem Doppelpunkt oder einem Stern dazwischen sollte das auf jeden Fall eigentlich standardmäßig schon klappen, weil wir dann das Wort ja einfach vorher erkennen können und das entsprechend weiter verarbeiten würden. Wie weit man da vielleicht etwas nachhelfen müsste auf unserer Seite, damit das besser klappt, in die eine oder andere Richtung, ist schwierig zu sagen. Normalerweise warten wir bei solchen Veränderungen auch ein bisschen ab, wie weit sich das quasi extern weiter verbreitet und wie sich das weiterentwickelt. Das heißt wenn wir dann klar sehen, dass die Variante mit dem Doppelpunkt, die Variante ist, die jeder versucht einzusetzen und wenn wir auch sehen, dass Benutzer mit der Variante zurecht kommen, dann könnte ich mir vorstellen, dass wir unsere Systeme vielleicht ein bisschen eher auch in die Richtung entwickeln, dass sie das besser erkennen [...].
John Mueller - Google
John Mueller, Google

Mueller ergänzt, dass Schreibweisen mit Doppelpunkt oder Sternchen vom System als Synonyme erkannt werden sollen.

Weiterführende Informationen findet man in einer Folge des Podcasts Search Off the Record – Inclusive Language in Search.

So kannst Du prüfen ob Gendern und SEO funktioniert

Solltest Du Dir die Frage stellen, ob gendersensible Sprache für Dich und Deine Strategie funktionieren kann, solltest Du folgende Punkte beachten.

  • Prüfe das Suchvolumen Deines Keywordsets: Natürlich ist das Suchvolumen in der Suchmaschinenoptimierung unser Kernpunkt. Ggfs. ist das Suchvolumen für das generische Maskulinum einfach so viel höher, dass wir mit einer Optimierung auf die feminine oder gendersensible Form ggfs. Rankings einbüßen müssten. Auf der anderen Seite, kann es für Deine Zielgruppe aber auch Keywords in femininer Form geben, die relevant sind. Auch gendergerechte Varianten können für Dich relevant sein.
    Stelle Dir z. B. vor, dass Du einen digitalen Fitnesskurs vermarkten möchtest. Neben nicht gendergerechten Formulierungen, wie z. B. “Anfängerkurs” könntest Du in einem breiten Keywordset auch gendergerechte Begriffe wie “Grundkurs”, “Einstiegskurs” uvm. verwenden, um Deine Zielgruppe noch besser anzusprechen.
  • Frage Deine Zielgruppe! Niemand anderes als Deine Zielgruppe selbst kann Dir sagen, wie eine Anpassung der Ansprache wirkt.

Fazit: Gendern in der Suchmaschinenoptimierung

Gendern in der Suchmaschinenoptimierung und im Content Marketing kann funktionieren. Wie so oft in der Suchmaschinenoptimierung lautet die Antwort auf die Frage nach der Sinnhaftigkeit vom Gendern in der Suchmaschinenoptimierung: “Es kommt drauf an!”

Aber worauf kommt es denn an? Im Wesentlichen geht es bei der Suchmaschinenoptimierung immer um die Zielgruppe und die Nutzer:innen. Alle Maßnahmen der Suchmaschinenoptimierung sollten immer auf die Zielgruppe ausgerichtet sein. So auch bei der Entscheidung, ob Gendern für SEO und Content Marketing funktionieren kann. Zudem verändert sich auch zunehmend das gesellschaftliche Bewusstsein der Menschen für den gendersensiblen Sprachgebrauch, sodass auch ein zunehmender Gebrauch gendersensibler Suchanfragen zunehmen kann, was sich wiederum zukünftig im Suchvolumen gendersensibler Varianten wiederspiegeln kann.

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